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50 Jahre Gemeinde Rettenbach

Die kommunale Gebietsreform in Bayern unter Federführung von Innenminister Dr.Bruno Merk hatte als ersten Testlauf den Zusammenschluß der Gemeinden Jettingen und Scheppach zum 1.Januar 1970.
Zu diesem Zeitpunkt beschäftigten sich auch bereits die Gemeinderäte von Rettenbach,Remshart und Harthausen mit der Gestaltung der kommunalen Zukunft. Nach den Zielen der bayerischen Staatsregierung waren bis zum Abschluß der Reform am 1.5.1978 eigenständige Gemeinden mit deutlich mehr als 1.000 Einwohnern anzustreben. Hohe staatliche Zuschüsse für notwendige Infrastrukturmaßnahmen und Sonderschlüsselzuweisungen waren das Zuckerbrot für die Ratsgremien.Das geringe Steueraufkommen der ländlichen Gemeinden machte Kanal- und Straßenbau zu kaum bewältigbaren Aufgaben.
1970 wohnten in Rettenbach 759 , in Remshart 215 und in Harthausen 187 Bürger/innen.
Anläßlich einer Gemeindebesichtigung mit Bürgerversammlung am 27.November 1969 trug Landrat Dr.Georg Simnacher die Vor- und Nachteile der Reform den Bürgern Harthausens vor. Im Gemeinderat Remshart warb Simnacher am 15. Dezember 1969 für den Zusammenschluß.
Eine gemeinsame Geschichte hatten die 3 Orte schon vor Jahrhunderten. Die Freiherren von Riedheim unter denen Rettenbach,Harthausen und Remshart Jahrthunderte lang vereinigt waren sind im Jahre 1364 erstmals als „Herren von Remshart“ urkundlich genannt. Mehr als 650 Jahre geht also die Tradition zurück. 1446 kaufte Ritter Chunrat von Riedheim „auf Rymshart“ Burg und Dorf „Rötenbach“ mit Burgstall,Kirchensatz und allen Rechten. Schloß und Ort Harthausen erwarb schließlich 1568 Eglof von Riedheim zu Remshart und Kaltenburg.
 


Vor über 450 Jahren also kamen die 3 Gemeinden Remshart,Rettenbach und Harthausen unter dem Adelsgeschlecht der von Riedheim zusammen. Jahrhunderte gemeinsamer wirtschaftlicher, kirchlicher und kultureller Entwicklung prägten die Dörfer.
Auf diesem Fundament war es nun möglich innerhalb von 6 Monaten eine derart weitreichende Entscheidung zu treffen.Remshart und Harthausen sollten ihre Eigenständigkeit aufgeben und in die neue Gemeinde Rettenbach eingegliedert werden. Bereits 5 Jahre vorher war eine gemeinsame öffentliche Wasserversorgung der 3 Nachbargemeinden aufgebaut worden. Nach zustimmenden Beschlüssen der Gemeinderäte in Harthausen unter der Leitung von Bgm.Mayer und Remshart mit Bgm. Englet an der Spitze befasste sich der von Bgm. Wiedenmann geführte Gemeinderat Rettenbach am 30.4.1970 abschließend mit dem Thema Gemeindezusammenlegung.
Einstimmig wurde der Zusammenschluß befürwortet. Die großen Aufgaben durch den Ausbau der Gemeindestraßen in Remshart und Harthausen wurden genauso angesprochen wie das Ziel eine moderne leistungsfähige Verwaltung aufzubauen.Die geordnete Abwasserentsorgung war notwendig und die Müllentsorgung sollte angegangen werden. Laut Sitzungsprotokoll dürfte eine Bürgerbefragung nicht notwendig sein da die gesamte Bürgerschaft den Zusammenschluß begrüßt.

Mit der Ministerialentscheidung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern vom 23. Juni 1970 wurden die Gemeinden Harthausen und Remshart zum 1. Juli 1970 in die Gemeinde Rettenbach eingegliedert.

Eine erste festliche Bürgerversammlung der neuen Gemeinde wurde am Sonntag 5.Juli 1970 19.30 im Gasthaus zur Sonne in Rettenbach abgehalten. Ehrengäste waren Staatsminister Dr. Merk und Landrat Dr.Simnacher. Der Männerchor Rettenbach unter Leitung von Pfarrer Graf gab dem Abend einen festlichen Rahmen.
In seiner Festrede schloß Bürgermeister Wiedenmann mit dem Apell: „Wenn wir nun ein neues Dorf,eine neue Gemeinde aufbauen wollen,was müssen wir tun? Wir müssen eine Gemeinschaft werden,wir müssen zusammenwachsen im Bereich mit der Kirche,den örtlichen Vereinen,wir müssen den Dialog pflegen. Wir müssen in der Lage sein im Benehmen mit allen das sportliche,kulturelle und musische Leben im Dorf zu gestalten.
Bauern und Arbeiter,Pendler und Handwerker,Angestellte und Beamte,Unternehmer ,Pfarrer und Lehrer, sie alle müssen sich gegenseitig achten und schätzen lernen. Das Leben auf dem Dorf und das Leben in unserer neuen Gemeinde darf nicht ein hartes Muß sein sondern soll ein freudiges Ja sein.“

Zum Abschluß der bayerischen Gebietsreform am 1.5.1978 schloß sich die Gemeinde Rettenbach dann gemeinsam mit Offingen und Gundremmingen zur Verwaltungsgemeinschaft Offingen zusammen.

 

Für das Museumsteam Rettenbach
Alois Brunhuber

 


Rettenbach, Remshart und Harthausen haben sich vor 50 Jahren zu einer Gemeinde zusammengeschlossen


„Jeder Ort hat seine Seele und findet sich im Gesamtgefüge wieder“
”Zukunft kann man bauen“, stellte einst der französische Schriftsteller und Flieger Antoine de Saint-Exupéry fest. Gemeinsam an der Zukunft zu bauen und damit den kleinen Gemeinden ihre Zukunft zu sichern, das war das erklärte Ziel, als vor 50 Jahren die Gemeinden Remshart und Harthausen in die Gemeinde Rettenbach eingegliedert wurden.
Dieser Zusammenschluss war ein großer, ein mutiger und der richtige Schritt!
Aus einzelnen Gemeinden hat sich eine Gemeinschaft entwickelt; aus Altem ist eine neue Einheit entstanden, die dazu beigetragen hat, die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und zu verbessern.
Dies konnte gelingen, weil alle Beteiligten von der ersten Stunde an um Kooperation bemüht waren. Sie haben die neue Gemeinde Rettenbach zügig aufgebaut und waren stets darauf bedacht, gemeinsame Lösungen für anstehende Aufgaben zu entwickeln. Mag der Zusammenschluss auch ein Zweckbündnis gewesen sein, so standen und stehen die Beteiligten hinter dem Zweck.
Die Aufgabe war klar erkannt: Es galt, eine Antwort zu finden auf die Strukturschwächen im ländlichen Raum und dafür Sorge zu tragen, die Lebensbedingungen anzugleichen. Schon damals war deutlich, dass eine kleine Gemeinde allein immer weniger in der Lage sein würde, die Infrastruktur und Lebensqualität zu bieten, welche die Bürgerschaft von einer Kommune erwartet.
Das sagt sich jetzt so einfach – doch ganz so einfach war es bestimmt nicht, die neue Gemeinde zu initiieren und aufzubauen. Die damalige Gebietsreform stellte einen tiefen Eingriff in lange gewachsene Strukturen dar. Sie verlangte von den hier wohnenden und arbeitenden Bürgerinnen und Bürgern, Vertrautes aufzugeben und auf Unbekanntes zu vertrauen. Orte mit jahrhundertealter Tradition gingen ein neues Konstrukt ein und damit eine neue Zukunftsperspektive.
Und genau diese Perspektive bekamen sie mit dem Zusammenschluss. Gebot der Stunde war und ist vielmehr, den Blick zu weiten, das heißt, Ideen und Erfahrungen, Kräfte und Mittel zu bündeln. So wie es im gemeinsamen Gremium und der gemeinsamen Verwaltung geschieht. Gebot der Stunde ist, effizienter und wirtschaftlicher zu arbeiten. Dann sind Kräfte und Mittel für große gemeinsame Projekte vorhanden, für Projekte, von denen alle profitieren, (wie zuletzt zum Beispiel beim Bau der Kindertagesstätte oder der Sicherung der Wasserversorgung). Dann gelingt es, sich in der Region gut zu positionieren und ein überzeugendes Profil zu entwickeln.
Genau dieser Weg wurde damals eingeschlagen. Die Gemeindereform von 1970 wurde als Herausforderung und als Chance begriffen. Die Entscheidungsträger setzten auf Innovation, um die Gemeinden weiterzuentwickeln und ihre Attraktivität zu erhöhen. Und genau damit wurde der kommunale Handlungsspielraum bewahrt und erweitert. Die Zielstrebigkeit und Bürgernähe haben viel dazu beigetragen, dass die Gemeindereform von den Bürgern alsbald akzeptiert und gut angenommen wurde. Die Menschen sind zufrieden und sie haben erfahren, dass die Gemeindereform Sinn machte und Gewinn brachte.
Ein großer Gewinn liegt in der Stärkung der kommunalen Handlungsfähigkeit. Denn die Kommunen und ihre Selbstverwaltung bilden einen Eckpfeiler unserer Demokratie. Hier wird am Ort für alle unsere Ortsteile entschieden, hier sind die politischen Beschlussfassungen durchschau- und einsehbar. Hier können sich die Bürger auf vielfältige Weise mit ihren Anliegen einbringen, hier sind sie an Entscheidungs-findungen beteiligt und können somit bestehende Mitwirkungsmöglichkeiten erhalten und stärken.
Um auf das eingehende Zitat von mir „Jeder Ort hat seine Seele und findet sich im Gesamtgefüge wieder“ zurückzukommen, freue ich mich über die gute Entwicklung unserer Gemeinde Rettenbach. Dies spiegelt sich in den Ortsteilen deutlich in einem besonderen Gemeinschaftsgefühl, im regen Vereinsleben und ehrenamtlichen Engagement wider. Dabei ist es unerlässlich die besondere Identität von Rettenbach, Remshart und Harthausen zu erhalten und zugleich die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit der gesamten Gemeinde durch gemeinsame Projekte und Aufgaben aktiv zu fördern.
Die Eingliederung zum 1. Juli 1970 und der Zusammenschluss am 1. Mai 1978 zur Verwaltungsgemeinschaft Offingen hat gute Grundlagen für die Menschen dieser Region aufgebaut und deshalb können wir mit Freude und Zuversicht in die Zukunft blicken.
Allen Personen, welche in den letzten 5 Jahrzehnten Verantwortung für die Gesamtgemeinde übernommen haben, danke ich ganz herzlich.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Rettenbacher Rathaus
Ihre Bürgermeisterin
Sandra Dietrich-Kast
 



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